Comicfestival in Angoulême 2018
Comicfestival in Angoulême 2018
Text: Benjamin Behrendt;
Das Festival International de la Bande Dessinée d’Angoulême gilt als das bedeutendste Comicfestival Europas. Circa 200.000 Besucher zählt das Festival in jedem Jahr und die Vergabe der renommierten Prix d’Angoulême finden weltweit Beachtung.
Vom 25. bis zum 28. Januar 2018 besuchten wir mit einer Studentengruppe der Hochschule die westfranzösische „Comic-Hauptstadt“ für eine fünftägige Exkursion. Nach einer langen Zugfahrt mit Verspätungen und Hindernissen kamen wir am Mittwoch Abend in unserer idyllischen Unterkunft am Stadtrand, einem renovierten Bauernhof aus dem 15. Jahrhundert, an.
Während der Festivaltage unterstützten wir den deutschen Comicverein, zusammen mit dem Goethe Institut und dem Comicfestival Erlangen bei der Betreuung des deutschen Messestandes. So kamen wir in Austausch mit anderen Comicfans, Zeichnerinnen und Zeichnern, Scouts und Verlagen. Auch wenn die Festival-Infrastruktur sprachlich nicht sehr international ausgerichtet und die Orientierung für uns nicht einfach war, war wiederum das Interesse der Festivalbesucher an der deutschen Comicszene und deutschsprachigen Publikationen groß. Viele Franzosen haben zu Schulzeiten etwas deutsch gelernt und wollten ihre Sprachkenntnisse wieder auffrischen.
Begleitend zu den großen Messezelten, in denen unzählige Stände ihre Werke präsentierten und Autoren ihre Veröffentlichungen signierten, gab es ein großes Angebot an Veranstaltungen und Ausstellungen sowie Zeichenbattles, Events für Kinder, Comickonzerten, Diskussionsrunden, Workshops und Vorträgen – sogar die große Kathedrale von Angoulême wartete mit einer eigenen Ausstellungen christlicher Comics auf. Man spürte eindrucksvoll, welche breite Akzeptanz und Tradition dieses Medium in der französischen Gesellschaft hat. Achteinhalb Millionen Franzosen kaufen regelmäßig Comics und geben im Jahr durchschnittlich 46 € dafür aus, hat kürzlich die Zeitung Le Monde errechnet. Die zentrale Straße im Stadtzentrum von Angoulême heisst Rue Hergé und mündet in die Rue René Goscinny.
Mit prall gefüllten Rucksäcken und Rollkoffern voller Comicbücher und -magazine stiegen wir am Sonntag wieder in den Thalys zurück nach Hannover. Was bleibt ist das Gefühl, lediglich einen Bruchteil der Dimension dieses gigantischen Festivals erfasst zu haben und unbedingt noch ein zweites Mal nach Angoulême zurückkehren zu wollen.