Neues zu Zeichnung, Illustration, Comic

Hochschule Hannover, Visuelle Kommunikation

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Protocomics

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Protocomics

Es sind Protocomics. Die Bilderfolge mit Szenen aus dem Leben Jesu und Marias wird in der klassischen Leserichtung von links nach rechts gelesen. Allerdings sind wichtige Ereignisse in Einzelbildern zusammengefasst, nicht wie im Comic in Bewegungssequenzen zerlegt. Der moderne Comic entstand parallel zum Film Ende des 19 Jahrhunderts. Die Panels auf den Innenseiten des mittelalterlichen Flügelaltars in der Michaeliskirche in Lüneburg malten unbekannte Meister zwischen 1410 und 1418. Die Wirkungsmacht dieser Bilder basiert nicht auf Spannungsaufbau. Jeder weiss wie die Geschichte endet. Die einzelnen Panels sind Teil einer ritualisierten Erzählung. Diese Bilder sollen in ehrfürchtiger Versenkung lange und immer wieder betrachtet werden. Um den Rezipienten in eine angemessen demütige Haltung zu erleichtern , wurde der Altar mit exquisiter Kunstfertigkeit gestaltet und an Gold nicht gespart.
Der mittelalterliche Altaraufsatz aus Lüneburg wurde seit 5 Jahren in den Werkstätten des Landesmuseums Hannover umfänglich untersucht und restauriert. Ab September 2019 wird das prächtige Stück in neuen, alten Farben wieder öffentlich gezeigt, gemeinsam mit einer umfangreichen Dokumentation in einer Sonderausstellung unter dem Titel „Zeitenwende 1400 – Die Goldene Tafel als europäisches Meisterwerk“.

Die Kuratorin der Ausstellung, Antje-Fee Köllermann spielte mit dem Gedanken, einige der Erzählungen rund um das Objekt in zeitgenössischen Comics übersetzen zu lassen. Die Studenten des 4. Semesters werden sich im kommenden Sommersemester damit auseinandersetzen. Vorige Woche trafen wir uns vorab zu einem Lokalaugenschein, denn die Restaurierung soll im Februar abgeschlossen sein.

Modell des Flügelaltars

Schadhafte Stellen und spätere Korrekturen wurden bereinigt, bevor die neue Farbe aufgetragen wird.

Die Skulpturen als Skizzen im Modell

Ursprüngliches Aussehen des Altars

Für die Bürger Lüneburg war es die Schändung eines Heiligtums, als in einer Märznacht des Jahres 1689  eine Diebesbande in die Kirche eindrang und die kostbaren Innereien des Altars raubte, wie ein goldenes Antependium, Reliquien, Edelsteine. Die Räuber wurden gefasst,  aber der heilige Schatz war längst eingeschmolzen und verkauft. Immerhin wurde der Schmerz der Kirchengemeinde gelindert durch die damals denkbar grausamste Art der Hinrichtung der Schurken „… da er von unten auf mit 8 Schlägen zerschmettert, ihm noch lebend, den Kopf mit einem Beil abgehauen, selbiger auf einen Pfahl genagelt, der tote Körper aber auf einem Scheiterhaufen zu Pulver verbrannt worden.“

Ein Bericht über den Prozesses gegen die Diebe wurde ein grosser publizistischer Erfolg, heute ist er nur mehr schwer lesbar „Fürtreffliches Denkmahl der göttlichen Regirung bewiesen an der uhralten höchst-berühmten Antiquität des Klosters zu S. Michaelis in Lüneburg…,“ 1700 von Sigismund Hosmann.